Gedichte auf dieser Seite:
 
Winternacht
Zeitmoment
Feuer
Herbst
Herbst II
Bann
Welt
Zerbrochener Raum
Herbstabend
Neujahrsfrage
Bewusstseinstiefe
Als König geboren
Herzensspiegel
Es ist zeit
Es ist das Haus zu klein . . .
Letzter Glaube
Wer nur je diesen Zauber geopfert…
Am Bahnhof
Wir können nicht wissen . . .
Suche
Der Nachtreiter
Sternennacht II
Einsamkeit
Abgrund

 


 

Winternacht

 

Schneekristall fällt leise nieder
und es schimmert Glanzgefunkel
nie so viele Sterne trug die Nacht.

Sterngeriesel – mehr als sonst
Welt weihnachtlich geschmückt.
Über‘ m nächtlich hohen Feuer

Flammenmeer ins weite strebt
Funkenflug die Sterne küßt

die in feierlicher Stille
auf die Erde fallen von so weit.
Singen dir die alte Weise,

fernes Lied das in der Wintereinsamkeit verklingt
und das dir – unsäglich zu entwirr‘ n
Funke wird der steigt

und wieder Stern der aus der Ewigkeit
ins Dunkel fällt und schweigt.

 


 
Zeitmoment
 

Die Zeit geht weiter,
sie geht über alle Dinge
wie die Sense übers Ährenfeld.
In dir bleibt sie manchmal
für Augenblicke steh’n.
Eine Blume erblüht dann,
pflück‘ sie und nimm sie mit
und denk‘ an sie,
wenn du zwischen Ursache und Wirkung
der gnadenlosen Uhr
einmal noch aufschaust.
So ein Moment der Zeit
wird Ewigkeit in dir.


 

 

Feuer
 

Hohe Flamme schlägt empor
in den Himmel, zu den Sternen;
Feuer entreißt sich dem Dunkel
bezwingt vor dir den Erdenbann.
Und in hohem Dunkel stehst du,
schaust was verborgen in den Tagen
wenn ans End’ der Welt Gedanken
Träume sehnen, die dich tragen
aus Zeit und Raum und Abend.
Da ward die Zeit so weit
und du begreifst die Stunde –
und was da in die Nacht verbrennt
ist Hoffnung und ist Glück
ist Zeit ist Augenblick,
ist Tod und Ewigkeit.


 


 
Herbst
 
Die Gänse ziehen mit lautem Schrei
über den Sommer hin.
Laß die Blumenwiesen Sommerbilder sein
denn der Herbst hat sich erhoben
und nun bluten alle Kronen.
Off’ne Astern wollen da noch Juli seh‘ n
wo längst Gewißheit wacht.
Sommerträume versunken – schon verloren!
Und wenn die Winterkönige gekommen
kalter Schnee das Gras versteckt
frierend Laub sich an den Bäumen hält
und was fallen muß das fällt.


 

 

Herbst II
 
Letztes Blatt wird verweht
späte Hoffnung ohne Wiederkehr
reglos verstummte Zweige
nur von Erinnerung durchweht
und aus dem Nebel klagt
weinend die einsame Zeit.
Verirrter Vögel Stimmen fliehn,
den Sommer ferne noch einmal zu schau’ n
und an dem Feuer, das nicht ganz erloschen
jagen meine Worte durch den Wind
suchen noch nach letzter Heimat
wo noch letztes Licht verspricht
– in Montsalvat die Frage spricht.
Und ein Tropfen Blut
des Dunkels Schweigen bricht,
der aus der einen Wunde rinnt.
– Winter hat sein Werk vollbracht.


 

 

Bann
 
Die Welt
zerstört vom Fluch
Menschheitsfluch
Bann
will dich schauen
wie warme Milch
Lämmerwolken
Blau


 


 
Welt
 
Welt – vollkommen
wollen wir dich.-
Dich suchen wir
aber wo wir meinen
dich zu finden
bist du nie ganz
und wo du bist
schauen wir
nicht hin


 

 
Zerbrochener Raum
 
Ins unendliche
zerbrochener
staubleerer Raum
Himmel
will wieder
Blau
in dir.
Atombahnenraum
leere Gitternetze
wollen hart sein
wie Stein.
Unendlich monotone Zeit
will dein Lachen
und weinen;
in die unendliche Leere zwischen
dem Unfassbaren
etwas
damit sich
das Leben noch
festhalten kann,
sonst findet es,
von Wahrheit entstellt
in dem unendlichen
Nichts nicht mehr heim.
Verbanne es nicht. –
Weißt du – irgendwann
geht es auch aus deinem Körper
und alles zerfällt zu Staub.


 

 
Herbstabend
 
Die Nacht zieht dunkel übers Land
still breitet sie die Schwingen aus
und überm Tale wehen die Schleier,
schwimmt grau der Nebel und kalt.
Die Bäume brennen wie Fackeln
die Wipfel herbstlich vergoldet
und in den Kronen klagendes Raunen
– tönende Trauer im Wind
Mücken steigen in Scharen
trunken zu den letzten Strahlen
klagen nach helleren Tagen,
doch fallen die Schleier schon über den Brand.
Das Feuer wird zu Asche
Sehnsucht blieb ungestillt
wenn die Tage die Stunden
Raub der Dunkelheit sind.
Es fällt der Splitter zu boden,
und letztes Lebensblut fließt
in der Schale offenes Rund.
Dann fließen die Tränen der Trauer
fallen sterben und treiben
zum Meer zum ewigen Grund.


 

 
Neujahrsfrage

 

Und wieder beginnt ein Jahr
Und wieder hoffen wir auf mehr
Wann wird das alles kommen

Und wieder fallen Millionen
Leben wie Steine dahin
Versinken Sterne tot hinterm Meer

Wir sind auf dem Weg in ein Land
In dem wir niemals ankommen
Und es bleiben so viele zurück

Bleiben wir stehen und bauen
Den Tempel hier auf
Oder ziehen wir weiter

Und lassen die Welt hier zurück


 

 
Bewusstseinstiefe
 
Es liegt dort ein verwunschenes Schloß

mit Türen, die man nicht öffnen soll.

Denn wer durch sie einmal getreten
kehrt in die Einsamkeit zurück.
Träume dort niemals vom Glück
dort hat es noch niemand gefunden
es kann dich nur tiefer verwunden
wie weit du im Traume
deine Hände auch streckst.
Dann fallen herbstliche Blätter vom Baum
und lassen im kahlen Gerüst
dich alleine, ganz alleine zurück,
suchst du einsam eine Blume ein Blatt
wenn der Winter dich in den Armen hält.
Sind wir im Herzen vom Feuer gebannt
sind wir vom Lichte verzehrt
hat uns die Ewigkeit das Zeichen eingebrannt.
 

 

 
Als König geboren
 

Kinder werden als Könige geboren
und am Bettelstabe der Gedanken
Die Welt zu Grabe tragen

Du warst als König geboren,
Kinderblick stand da vor hellen Toren
– da ward die Zeichnung an der Wand
Fabel, Mythos und Symbol –
Wind sprach nie gehörte Verse
durch das dunkelnde Fenster,
uralter Baum stand lauschend still
und in zeitlosen Augenblicken
hast du die ganze Welt geschaut
bevor sie fällt. – und doch
kniet was du errungen
sterbend vor der hellen Flamme, –
Verstand legt unter graues Leichentuch
Stimmen, die verstummt, – Wasser und Wind.

Tritt ein in den Tempel ein letztes Mal
es sinken die Sterne, der Himmel ist leer – .
Du warst als König und Kaiser geboren
aber die Worte, die Stimmen verloren,
Erhab’ nes vom Wissen gebändigt
– damit eine Welt in Trümmer fiel – .

Wenn du am Bettelstabe der Gedanken
durch deiner Träume Trümmerhaufen gehst
werden einst dich die Ruinen mahnen
an längst Vergang’ nes, – Nächte,
wo du unter dunkelm Himmel standst
und das Licht von tausend Sternen füllte
dein ganzes dunkles Leben aus.


 


 
Herzensspiegel
 
Lang ist es her, daß auf den Spiegel
Meines Herzens rot ein Blatt darauf fiel.
Noch im welken, herbstlichen Entblättern
Fallen die Blätter der Rosen
In die hohe Schale, die sie nie vergißt;
Ein einziges kann so viel bedeuten.
Schwer schon wog das Blatt
Wie eines ganzen Herbstes Fallen,
Schon stieg in einem Funken
ein ganzer Tag in die Ewigkeit
Und eine Knospe den ganzen
Frühling in der Schale hielt.
Manchmal wirst du gewahr
An einem einzigen Blatte
Die zarte Knospe, die blühende Rose.
Es fällt in unser Herz ein Tropfen nur
Darin die ganze Welt ersteht.
Dann ist es als wenn Licht
Von tausend Sternen
In deines Herzens Tiefe fällt
Und es mit zarten Händen
Hinaufhebt in die Ewigkeit.

 

 
Es ist zeit
 
Das Jahr läßt seine Blätter fallen wie ein Kleid,
Bäume stehen frierend, einsam, kalt.
In den Knospen weben sie schon neue Pracht,
den alten Mantel aber teilen sie mit dir
den trägst du durch den Winter wie ein Schatz,
darin ein Traum, Gewißheit liegt.

Es ist Herbst und es ist Zeit zu scheiden
Das Jahr geht in den Anfang schon zurück.

 

 
Es ist das Haus zu klein . . .
 
Es ist das Haus zu klein
um in dir selbst zu wohnen,
Die Fenster sind zu klein,
um aus dir hinauszugehn.

 

 
Letzter Glaube
 
Ist denn alles Hoffen, alles Glauben
tief in den Wurzeln der Gedanken
abgestorben wie verdorrtes Laub?

Ist es nicht ein Sehnen und Erschauern,
der zu sein, der sieht und schaut
und der das letzte Wort errungen?

Was ist das Leben,
wenn uns nicht dies eine Hoffen
und die Sehnsucht
nach dem Einen, Großen treibt?

Was ist die Welt
wenn nicht ein letzter Glaube
an ein verlorenes Paradies
sie in uns wieder aufertsehen läßt?

 

 
Wer nur je diesen Zauber geopfert…
 
Wer nur je diesen Zauber geopfert
der bleibt im Herzen ein ewig verbannter
und mag nur im Stummen irren
weil er die Sprache der Dinge in Worte gefasst

Der nahm der Erscheinung den Schleier
und warf doch trübere Schleier
über das leuchtende Feuer
das ihm dahinter versank.

Dann tragen wir das Licht schon über die Grenze
dann treten wir den Traum schon um mit ihm zu sinken

Dort kann das Licht uns nicht erreichen,
dort ziehn die Schatten
schon zu lange Zeichen

Raubst du im Rausch der Gedanken die Blüte
– vor ihrem welken Entblättern trauert
dein Herz nach der Süße der Frucht.

 

 
Am Bahnhof
 
Der Bahnhof ist voller Leben
alle Menschen wollen nach Hause.
Ich gehe in die Unterführung hinunter,
langsam beginnt es nach kaltem Zigarettenrauch,
nach Nässe zu riechen.
Der Boden ist feucht, da sind Wasserlacken,
da will sich ein Fabelwesen
auf mich stürzen. –
Es sind viele Wesen dort
und Schmiere,
– viel Schmiere.
Ich gehe wieder hinauf
neben mir
steigt eine Kinderwagenschiene
die selbe Treppe hoch;
und oben
– da ist Nacht.
Es fahren Autos ab
werfen suchend ihre Lichter
in die Nacht.
Dunst…
Die Lampen werfen weiße Kegel,
tausend weiße Kegel
in die schwarze Nacht.

 

 
Wir können nicht wissen . . .
 
Wir können nicht wissen
wie das Leben funktioniert.
An seinem Ursprung
da hört es gedanklich für uns auf.
Wie unsere Ohren hören
unsere Augen sehen
das hat kein Gedanke gedacht.
Und sie werden tief berührt
von Bildern, Melodien.
So ergreifen sie uns
wenn auch kein Verstand
sie je begreifen mag.
Nicht ergriffen ist Verstand
weil er weiß,
– sondern Seele
die glaubt.

 

 
Suche
 
Sie gehen den Lebestrunk trinken
wenn auf der See die Schiffe sinken,
Möwe angstgejagt darüber fliegt,
die Sonne sinkt im Kampf der Sterne
und der Mond sein silbern Glanzlicht
sphärenfunkelnd, kristallen klar
über dunkles Wasser gießt.
Da blüht kein Lebenshauch
am schwarzen Land und schwarzen Wasser.

Sie suchen verlorenes Weltengeheimnis
auf ihren Fahnen leuchtet das Leben
– unter ihren Füßen liegt es todgeweiht.
In den Schlund der Hölle schauten sie,
besiegt lag der Drache unterm Schwert.
Sie gehen den Lebenstrunk suchen
und finden das Leben nicht –
sie gehen in den Tod
und können nicht sterben.

 

 
Der Nachtreiter
 
Die Welt ist aus den Fugen –
die Welt schreit –
und fern am Horizont
reitet der große Nachtreiter
auf seinem Riesenpferd
durch die Nacht.
Mit seinen großen Händen
fegt er den Sternenhimmel leer
und steckt die Sterne in seine Manteltasche.
Die Vogelschwärme fängt er,
die nach Süden fliegen,
die großen Städte sind sein Spiel.
Er bricht ihre kleinen Türme ab,
setzt die Vögel hinein.
Er holt die Gefangenen aus den
Gefängnissen und die verstörten Tiere
in seine großen Arme.
Und seine ungeheure Stimme
hallt durch den Raum. –
Der große Reiter
singt der kleinen Erde ein Wiegenlied
damit das Weltgewühle sich legt
und ihre Flüchtlingsvögel
nach Hause kehren, alles ruhe findet
und er nimmt die Welt in seine
großen, schützenden Hände.

 

 
Sternennacht II
 
Dort unten steht die Stadt
steinern stumm, erstarrt.
Die Häuser und verschlossnen Tore
– alles schweigt, – und redet doch:
spricht vom Leben und leiden
von Menschengeschicken, Menschenirren.
Am Himmel leuchten die Sterne,
sternhell die Fenster der Stuben
wo still am Abend Kinder sind.
Und am Rand die Flammenbäume steh’ n
schau’ n wie die Kinder
in vergang’ ne Fernen hinüber.
Zum Himmel empor wie loderndes Feuer
– dort droben ein Sternengeriesel,
ein Funkenmeer von zu vielen Sternen
die wie Feuerfliegen tanzen
und nichts kennen als das Dasein.
Durch die Himmelsstrasse ein Wagen fährt,
darinnen die Welt im Schlafe liegt;
Sterne sprüh’n wie irre Funken – ein Lichtermeer
Sterne, wo seid ihr
– ich komme !

 

 
Einsamkeit

 

Führt im Regen ans Meer
Weg der Einsamkeit,
wo die dunkeln Vögel frieren.
Alles ist so klein und kalt,
meine Seele erfriert
unter den Narben der Zeit
geopfert dem kühlen Regen
der niederfällt ins Wasser.
Da kommen Worte ohne Inhalt
suchen noch nach letzter Heimat,
flattern gegen die Scheibe
– und sind tot.
Was sie wollen weiß niemand.
Vielleicht wollen sie nichts.
Nur in den Regen hinaus,
in dem sie frieren.

 

 
Abgrund
 
Wilde Schiffe kreisen
auf dem roten Meer,
schwarze Raben drüber
wie Geschrei –
wüste Dämmerung fällt
und das Eis ist glatt
Fensterscheiben klirren
und der Himmel brennt.
Leiber rasen in den Abgrund
und die Säule fällt –
Schnitter schneiden ihre Tage
alles in die Tiefe schnellt.
Schwarze Seen, weiße Häuser
rot umringt von Schnee und Blut –
und die Tage werden schneller
– willst du mit mir, mit mir geh’ n?
Großer Mond und große Sonne
– wie erscheint ihr furchtentstellt!
Wenn ihr in die Tiefen fallt
zieht ihr Ewigkeiten nach Äonen mit!

ende

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